Die Nacht war kalt, die Scheiben unseres Bushies sind beschlagen. Zu alledem ist die Gasflasche leer. Ein älteres Ehepaar, das gemeinsam mit uns in Broome einen Bushcamper abgeholt hat, hilft mit heißem Wasser aus. Umso schöner ist der Sonnenaufgang.
Old Halls Creek enttäuscht. Nur zwei Ruinen unter einem Blechdach. Die zweite Sehenswürdigkeit – Chinese Wall – schon spannender. Auf der Gravel Road üben wir schon mal’ für die Bungles und für die Gibb. Christian reizt auch prompt die Fahreigenschaften aus. Beim innerstädtischen Campground lassen wir die Gasflasche auf-füllen. Das örtliche Web-Cafe finden wir nicht, können also wieder nicht das Weblog aktualisieren. Noch schnell tanken und Brot kaufen – und auf in die Bungles, den ersten Höhepunkt unserer Tour.
Nach einer Stunde Fahrt auf dem Highway erreichen wir den Track. Und schon am Gatter bestätigen uns andere Reisende, dass der Weg gut in Schuss sei. Wir lassen uns überraschen. In der Tat: Obwohl der Track, je weiter wir vom asphaltierten Highway wegkommen, schlechter, schmaler und kurviger wird, kommen wir gut voran. Wobei wir nicht wissen möchten, in welchem Zustand der Weg sonst ist. Schließlich gibt es genügend Kuppen, bei denen man erst oben auf der Spitze sieht, wo es dann weiter geht. Und ordentlich durchgeschüttelt werden wir auch. Sandra sitzt am Steuer und nach gut zwei Stunden, inklusive Fotostopps, erreichen wir nach 50 Kilometern auf unserer ersten Offroad-Fahrt die Rangerstation. Zum Vergleich: In früheren Jahren brauchte man wohl die Strecke locker drei bis vier Stunden.
Zunächst wollen wir den Süden erkunden und finden nah dem Campground, auf dem wir mit Tisch und Stühlen eine hübsche Stelle reservieren (ja, ja: Handtuchkrieg auf australisch, machen aber alle so), einen Picknick-Platz mit Panorama-Blick auf die Bungles. BungleBungle ist ein Bergmassiv, 450 Quadratkilometer groß, maximal 300 Meter hoch und wurde erst 1982 durch ein TV-Team wieder entdeckt. Große Teile sind nicht für Touristen zugänglich, sondern den traditionellen Bewohnern, dem Purnululu-Stamm, vorbehalten. Grund: Früher wurden leicht zugängliche Grabstellen ausgeraubt bzw. die gestört.
Auf dem Weg zur ersten Wanderung buchen wir noch den Helikopter-Flug für den nächsten Tag. Unser Slot: 12 Uhr, damit möglichst wenig Schatten die Szene trübt. Anschließend der erste Walk Domes Trail im Sonnenuntergang, wo die schwarz-orange-gestreiften Bienenkörbe im Sonnenuntergang besonders bezaubernd aussehen. Viele Fotos und Filmaufnahmen.
Abends genießen wir die Ruhe auf dem Walardi Campground, wo jeder Nutzer einen abgetrennten Bereich hat. Wir schauen Sterne und Wolken – Sandra meint, dass neben dem Southern Cross auch die Milchstraße zu sehen ist.
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Eigentlich wollten wir `mal früh aufstehen, um den vollen Sonnenaufgang zu bewundern. Klappt wieder nicht ganz. Erneut geht es in den Süden. Wir laufen zur Cathedral Gorge mit einem großen, vom Regen ausgewaschenen und kuppelartigen Ende. Auf dem Weg dorthin schöne Spots. Da noch Zeit bis zum Helikopterflug bleibt, gehen wir einen Stück weit den Picaninny Trail, der eigentlich für ein bzw. Tage angelegt ist. Auf unserem kurzen Stück noch nicht so bombastisch, dafür wesentlicher ruhiger und leerer. Denn auf dem Weg zur Cathedral Gorge sind einige Reisegruppen unterwegs. Schade, dass wir nichts von diesem Track wussten, der je nach Wegstrecke ein oder zwei Tage dauert. Wir wollen ihn beim nächsten Mal gehen.
Anschließend erster Einsatz für Satellitenhandy: Umbuchung des Heliflugs, aber alle früheren Slots sind vergeben. So suchen wir uns wieder einen Lunch-Platz – und werden prompt erneut von einer Touristengruppe gestört.
Takeoff!! Endlich hebt der Heli ab, unser Traum vom Flug über die Bienenkörbe wird wahr. Besonderes Merkmal: die Türen sind abmontiert, damit man einen besseren Blick hat. Sandra hinten allein, Christian vorn. Ein Super-Erlebnis. Wir kreisen 30 Minuten über die Bungles und blicken auf das Massiv, wie man es von unten nicht erleben kann. Aber, ein teurer Spaß: 450 AUS$ kostet der Flug, man muss immer den ganzen Heli mieten. Angesichts des wilden Flugs mit extremen Schräglagen hat selbst Sandra ein flaues Gefühl im Magen – und braucht lange Zeit, um ihre Haare wieder zu entwirren. Denn an Bord sind nur Fotoapparat bzw. Videokamera (jeweils um den Hals gehängt) gestattet. Sonst nichts, also kein Ersatzfilm, Basekap, Taschentuch oder Haarband. Jetzt erfahren wir auch den Grund, warum der Track in einem so guten Zustand ist: Der Bellburn Airstrip wird für die fliegenden Ärzte (Royal Flying Doctor Servcie) ausgebaut. Und um die schweren Maschinen hinein zu transportier-ten, musste die Straße in Stand gesetzt werden.
Nun geht es in den Norden. Auf dem dortigen Campground Kurrajong herrscht mehr Betrieb, so ein einsames Plätzen wie am Vorabend finden wir heute beim Vorreservieren nicht. Doch das soll kein Nachteil sein, wie sich später zeigt.
Am Nachmittag fahren wir zu Echidna Chasm, einer Schlucht, die sich am Ende ganz verengt und in die nur zur Mittagszeit Sonnenlicht fällt. Christian verzichtet auf die letzten Meter. Zum Tagesabschluss steigen wir nur auf den Walanginjdji-Lookout. Zwei Hügel zur Auswahl. Zu unserem Glück besteigen wir den Richtigen, nur mit drei anderen Paaren genießen wir mit einem kühlen VB den Sonnenuntergang (auf dem anderen Hügel breitet sich eine größere Touristengruppe aus).
Nach dem üblichen BBQ wollen wir erstmals Damper backen – eine australische Brotspezialität. Christian fragt die anderen Camping-Gäste, ob wir das gemeinsame Feuer nutzen dürfen – und ernten zunächst spöttische Kommentare. Während wir alle – zwei australische Familien und ein deutsches Pärchen – warten, holt der Australier sein “Damper-Pulver”: flüssiger Pancake-Teig aus der Flasche. Doch am Ende lassen sich alle das frische Damper mit Marmelade schmecken. Ein wirklich netter Abend!
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Heute schon naht der Abschied aus den Bungles. Wir machen den zweistündigen Walk ins Mini Palms Valley. Zum ersten müssen wir etwas klettern und an manchen Stellen auch den Bauch einziehen! Christian ist dankbar, dass er für diese Reise richtige Wanderstiefel gekauft hat. Der Weg führt durch einen trockenen Creek tief in die Bungles hinein, immer an Palmen vorbei. Einzelne Palmen klammern sich an die Bungles. Der Track erinnert an das Palm Valley bei Alice Springs. Am Ende des Walks steht ein Podest, um in das Ende der Schlucht hineinzusehen. Keine Sonne mehr, keine Palmen mehr. Wie wir einem Foto im Reiseführer entnehmen, konnte man früher noch bis ans Ende der Gorge laufen. Der Track Richtung Frog Hole ist wegen Steinschlag-Gefahr gesperrt, wir dürfen nur die ersten Meter hineinwandern. Auf dem Campground genießen wir ein letztes Mal Lunch im Purnululu Nationalpark (Offizieller Name des NP).
Christian sitzt bei der Rückfahrt am Steuer, wieder geht es auf und ab. In der Mittagshitze kreuzt ein einsames Känguru unseren Weg. Nach zwei Stunden (inkl. Pausen) sind wir wieder auf dem Highway, und entsorgen als erstes unseren Müll. Denn außer Toiletten und Feuerholz gibt es im NP keine Infrastruktur. Eintönige Fahrt auf dem Highway, die Sonne glitzert auf dem Asphalt. In Turkey Creek – eigentlich die Aboriginal-Community Warmun – brennt der Wald. An der Tankstelle holen wir uns das Permit, die Gemeinde und vor allem die örtliche Kunstgalerie zu besuchen. Die Galerie ist berühmt, die Bilder der Gemeinde hängen auch in der Art Gallery of Western Australia in Perth. Wir werden allerdings enttäuscht. Das Angebot ist unübersichtlich, der Stil nicht unser Geschmack, und das ganze noch zu teuer. Wieder einmal trauern wir dem Bild von 2001 nach, das wir in Alice Springs beim Red Center Dreaming Dinner entdeckt und doch nicht mitgenommen hatten.
Weiterfahrt und kurze Pause am Highway. In der Dunkelheit erreichen wir Kununurra und checken gerade noch vor 18 Uhr am Campground ein. Stellplatz nah am Wasser, das Personal geleitet uns mit einem Golfcar hin.
Wir entscheiden spontan, noch am gleichen Abend zum Großeinkauf beim Coles zu starten. Denn jetzt geht es über die Gibb zurück. Wir benötigen Proviant für zehn Tage. . Erneut kommen wir mit zwei großen Einkaufswagen aus dem Laden. Im Licht der Flutlichtscheinwerfer beladen wir das Auto.
Und das haben wir eingekauft: Toastbrot (3x), Brot, Waffeln (2x), Marmelade, Kornflakes, Milch, Tee, Kaffee-Pulver, Nutella, Trocken-/Fruchtkuchen (3x), Scheibletten (30 Scheiben), Käse, Eier (12), Wurst (Kochschinken, Salami, Dosenwurst, rohen Schinken, abgepackte Geflügelwurst), Obstkonserven (Ananas, Erdbeeren, Pfirsiche), Milch, Tomaten (16), Gurken (2), Salat, Kartoffeln, Zwiebeln, Champignons (2x), Parmesan, Dosengemüse, Kartoffelbrei, Nudeln, Speck Mehl (1,5 Kilo), Backpulver (5x), Keimöl, Salatdressing, Rosinen, Ba-nanen, Äpfel/Birnen, Kekse (3 Packungen), Zucker, Salz, Pfeffer, Ketchup, ital. Kräuter, Salzstangen, Instant-Nudelsuppe, Quark/Joghurt, Kiwis, Margarine, Chips, 24 Dosen VB, Mineralwasser (70l), Orangensaft (5l), Wein, Sekt.
Unser Speiseplan: Chickenbreast/Turkey, Steaks mit frisches Gemüse (Zuchini), Bratkartoffeln mit Eiern, Ravioli, Curry-Fleisch aus der Dose mit Nudeln, Spaghetti Bolognese (aus dem Glas), Würstchen mit Nudeln und Tomatensoße.
Ganz daran halten wir uns nicht: So gibt es beispielsweise für vier Tage frisches Fleisch, beispielsweise marinierte Steaks oder leckere Chicken-Spieße.
Trotz der Einkäufe unsere große Sorge: Abendessen. Die Verkäufer im Bottleshop empfehlen uns den „Country Club“ – und das in unserem Outback-Outfit. Nach einigem Suchen im dunklen Ort finden wir das gediegene Best Western Hotel. Ein guter Tipp, wir teilen uns den Fischteller mit frittiertem Barramundi und Garnelen. Und endlich wieder ein warmer Abend: Während wir sonst mit Sonnenuntergang auf lange Hosen und warme Oberteile wechseln, können wir an diesem Abend „kurz“ tragen. Der Lake Kununurra sowie das Meer und der nahe Stausee Lake Agryle sorgen für angenehme Temperaturen. Erschöpft steigen wir in unsere Schlafsäcke, ein langer und abwechslungsreicher Tag liegt hinter uns.
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